Sonntag, 4. Oktober 2009

LESESTOFF
Gefällt's euch, was es zu lesen gibt? Es wird mehr werden, versprochen. In den nächsten Tagen werde ich prämieremäßig eine neue Geschichte veröffentlichen. Stück für Stück. Titel: Rauchen kann tödlich sein. Hier schon mal was zum Anlesen:
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Sie mochte es vielleicht glauben, aber Hyacinthe war nicht der Auslöser. Ebenso wenig, wie ihre Verführungskünste mich locken konnten nach der Fiesta, konnten sie mich vertreiben. Ich wollte ganz einfach ich sein, und da die meisten Menschen das nicht verstehen, versuchen sie Netze zu schlingen. Können sie jemanden nicht fangen, knüpfen sie Verbindungen in ihren Vorstellungen. Um etwas zu haben, an dem sie sich festhalten können. Nur sie allein.
Hyacinthe wollte sich an mir festhalten, und damit wollte sie mich einschlingen in das Netz ihres Verständnisses der Welt. Ich war es, der etwas anderes wollte. Egal, was sie später einmal darüber erzählen würde. Das war mir ebenso gleichgültig, wie ihre Wünsche, die mich weit nach Mitternacht in aller Heimlichkeit in ihr Bett locken sollten.
Dabei ritt ich doch schon auf einem Blitz, und die Nacht schlug helle Funken. Ich wähnte mich auf der sicheren Seite. Sturzbetrunken wie ich war, explodierte das Feuerwerk zwar nur in meinem Kopf, aber was sollte schon passieren, solange es Licht gab?
Licht ist der Anfang von allem.
Das Ende, den Tod, verbinden wir mit Nacht und Finsternis, das Leben mit dem Tag.
Wer aber weiß schon wirklich Bescheid?
Alles Wissen stammt aus der Erfahrung, und so wird uns auch das um den Tod erst mit dem eigenen Ableben zuteil.
Vor mir her raste dieses getriebene Heulen, weil der Motor immer wieder im Leerlauf hochdrehte. Die verdammte Mietkiste hatte ein defektes Getriebe und der Schaltknüppel sprang so heftig in meiner Hand hin und her, dass sie schmerzen müsste. Doch wie mein Kopf, in dem sich die Schwefelwolken des Feuerwerks ausbreiteten, waren auch meine Hand und der Rest von mir in schützenden Nebel gehüllt. Nebel, der aus dem Dunst der Rotweinberge dieser Insel im vorigen Herbst gekeltert worden war, und alles blieb mild und gedämpft und leicht.

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Motto

Lisboa, Lisboa, Portugal
“The aim of life is self-development. To realize one's nature perfectly--that is what each of us is here for. People are afraid of themselves, nowadays. They have forgotten the highest of all duties, the duty that one owes to one's self.” Oscar Wilde