Montag, 25. Mai 2009

Im Sommer brennen die Wälder schon lange, bevor der erste Funken ins trockene Holz gesprungen ist.
Wir kommen immer zu spät, weil wir nicht begreifen wollen, dass alles zur rechten Zeit geschieht. Es knistert trocken in der Nase bei jedem Atemzug, den ich zwischen den Tannen und Fichten mache. Ausgedörrtes Nadelaroma, konzentriert in den schmalen Blättern, die immergrün sein könnten, wenn nicht die Hitze sie auslaugen würde.
Hinter den zersplitterten Ferngläsern unserer Betrachtungsweisen sammelt sich das Licht zu Brennpunkten, die unseren verdurstenden Wald entflammen. Unseren Wald, den wir vor lauter Bäumen nicht mehr sehen.
Wir schwenken das Fernrohr vom Boden zum Himmel. Erst wenn die Sonne unsere Netzhaut vom Auge geschmolzen hat, erkennen wir, dass es Dinge gibt, die zu hell sind, um sie zu sehen. Wir geben auf, wo wir teilen sollten. - Auch das Teilen der Last des Lebens kann Freude sein. Wie ist es da erst mit der Lust am Leben!
Wenn ich in den sommertrockenen Wäldern spazieren gehe, in denen mir die Waldmeisterei das Spazierengehen verboten hat, spüre ich beides, Last und Lust. Die Hitze drückt zu Boden, und der Gesang der Sonnenstrahlen lässt die Säfte aufschießen in die Kronen, die in den Himmel ragen.
Im Schatten finde ich Ruhe. Eine Ruhe, die mir zu kühl wird, wenn die Sonne geht und alles nur noch Schatten ist.

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Motto

Lisboa, Lisboa, Portugal
“The aim of life is self-development. To realize one's nature perfectly--that is what each of us is here for. People are afraid of themselves, nowadays. They have forgotten the highest of all duties, the duty that one owes to one's self.” Oscar Wilde