Was ist aus dem Winzling geworden, der mit viel zu kurzen Beinchen über den Uferkies rannte, um sich mit kompletter Montur ins Wasser zu stürzen? Dabei stieß er seinen kindlich hellen Siegesruf aus: "Illa, illa!" und niemand weiß heute, was das bedeuten sollte. Niemand hat es je gewusst.
Niemand konnte mich halten, auch mein Vater nicht. Bevor er sein Fahrrad abstellen konnte, aus dessen Kindersitz er mich gerade gehoben hatte, war ich verschwunden. War auf meinem Siegeszug. War im Wasser. War platschnass.
Heute reicht es mir, am Strand zu sitzen und auf das Blinzeln der Wellen im Sonnenlicht zu schauen. Ich freue mich hinter der Sonnenbrille an schönen Körpern, die ins Wasser gleiten, und amüsiere mich verhalten über die Massen, die Acht geben müssen, dass Greenpeace sie nicht zur Rettung der Wale von ihren Strandlaken ins Wasser schiebt. Mit den kleinen Kindern versuche ich, mich am Wachsen ihrer Sandburgen zu freuen, und ihr Umsinken zu betrauern. Versuche wie die Kleinen nur im Augenblick zu sein. Und muss doch immer wieder an die Augenblicke denken, in denen auch ich noch ein Kind war.
Wo ist mein zwingender Zug zum Wasser geblieben? Wer hat ihn mir ausgetrieben? Hat man der Wasserratte so lange eingeredet, dass sie ertrinken würde, bis sie es geglaubt hat?
An all das kann ich mich nicht erinnern. Ich kenne es nur aus den Erzählungen derer, die schon lange keine Kinder mehr waren, als ich diese Freiheit noch genossen habe. Wir vergessen, dass wir frei sind.
Wir hatten ein Geheimnis miteinander, das Wasser und ich. Jetzt haben wir es verschlossen, jeder in sich selbst, vor dem anderen verborgen.
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